Rheticus – Wegbereiter der Neuzeit
Vortrag, KolloquiumAm Nachmittag des 4. Dezember 2023 laden wir im Vorfeld des zweiten Technikgespräches, das von der Fachgruppe der Vermesser:innen gestaltet wird, zu einem Ausflug in die Wissenschaftsgeschichte ein: „Rheticus – Wegbereiter der Neuzeit“ mit Philipp Schöbi.
Der Mathematiker und Rheticus-Biograf führt mit einem bebilderten Kurzvortrag ein in das bewegte Leben des in Feldkirch geborenen, universal gebildeten Humanisten Georg Joachim Rheticus (Todestag am 4. Dezember 1574), der als Mathematiker, Astronom, Kartograf und Mediziner tätig war, aber auch für die Verbesserung der Vermessungstechnik grundlegende Erkenntnisse lieferte.
Georg Joachim Rheticus wirkte an den Universitäten Wittenberg, Leipzig und Wien. Bekannt ist er vor allem für seine „Narratio prima“ (1540), die erste gedruckte Schrift überhaupt, in der über die heliozentrische Lehre seines Lehrers Kopernikus berichtet wurde. Und dafür, dass er Kopernikus dazu bewegen konnte, sein Hauptwerk doch noch zur Druckreife zu bringen und (durch seinen Schüler Rheticus) publizieren zu lassen.
Von besonderer Bedeutung sind auch Rheticus´ trigonometrischen Tafeln, welche noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts die maßgebliche Grundlage für sämtliche trigonometrischen Berechnungen bildeten. Ebenso wirksam waren seine theoretischen und praktischen Arbeiten im Bereich der Vermessung. So gab er zum Beispiel in seiner als Originalhandschrift erhaltenen „Chorographia tewsch“ eine theoretische Einleitung zur praktischen Kartografie sowie eine Anleitung zur Herstellung eines Gerätes für geografische Messungen. – 1541 erstellte Rheticus zusammen mit Kopernikus eine (verschollene) detaillierte Landkarte von Preußen: „Tabula chorographica auff Preussen und etliche umbliegende lender“.
Unser kleines Kolloquium (Gespräch zu einem theoretischen Inhalt) ist für alle Interessierte offen und bedarf keiner Vorkenntnisse.
Philipp Schöbi stammt aus Altstätten (CH), ist promovierter Mathematiker und lebt heute mit seiner Familie in Feldkirch (AT). Nebst der Literatur interessiert ihn besonders auch die Wissenschaftsgeschichte.