Weihnachtsurlaub
Das Büro des vai Vorarlberger Architektur Instituts bleibt von 24. Dezember 2021 bis 9. Januar 2022 geschlossen.
weiterlesen …Berechnung der Heimatfähigkeit
Judith Saupper interessiert sich sowohl für die reale als auch für die imaginäre Stadt und hinterfragt die Entwicklung der städtischen Umgebung, wie auch die damit verbundenen Träume, Enttäuschungen und Empfindungen. Durch ihre Zeichnungen und Installationen führt sie die Besucher|innen zu eigenen Erfahrungen zurück und eröffnet einen Ansatz, der sowohl intim als auch universell ist.
Die multimedialen Arbeiten sind Versuchsanordnungen (oft mit wissenschaftlichen Grundlagen als Ausgangspunkt), die Landschaftswahrnehmung, Missverständnisse in der Tier-Mensch-Beziehung und Heimatgefühl hinterfragen oder das Erfahren und Empfinden von Städten reflektieren.
Judith Saupper wurde in Feldkirch geboren, sie lebt und arbeitet in Parisdorf (NÖ).
www.judithsaupper.com
„Die österreichische Künstlerin Judith Saupper entwickelt und baut Räume und Topografien als Schauplätze möglicher Geschichten. Ihre Arbeiten sind Versuchsanordnungen, die Landschaftswahrnehmung und Heimatgefühl hinterfragen oder das Erfahren und Empfinden von Städten reflektieren. Dabei bezieht sie die bestehenden Architekturen mit ein – so auch in der Installation Ideal Cities, die neu für die Ausstellung entsteht. In der auf den Raum abgestimmten Arbeit befasst sich Saupper mit der Vergleichsmöglichkeit von verschiedenen Städten und überprüft auf humorvolle wie kritische Art die gegenwärtige Entwicklung des Urbanen. Ähnlich wie bei ihrer Arbeit Berechnung der Heimatfähigkeit, in der sie versuchte, die „Heimatfähigkeit“ von Orten zu errechnen und darzustellen, konzipiert die Künstlerin – basierend auf der Bevölkerungsdichte, Obdachlosigkeit und Überbelegungsquote einzelner Städte – eine raumgreifende Arbeit, die die Städte miteinander vergleichbar macht. Anhand von Zeichnungen, Objekten und Geräuschcollagen möchte sie so New York, Bukarest, Berlin und Wien in Dialog zueinander setzen, daneben aber auch eine nicht existierende, „ideale Stadt“ darstellen, und einer persönlichen Stadtwahrnehmung objektiven Messdaten gegenüber stellen.“
Günther Oberhollenzer
„Judith Saupper ist nicht nur visuelle Künstlerin; sie ist auch Regisseurin, der Cecil B. DeMille ihrer eigenen kraftvollen Miniaturwelten. In Arbeiten wie Das Haus meiner Träume (2011) oder Sorgfältige Zukunftsplanung (2013) baut sie kleine hausartige Objekte mit Treppenhäusern, von denen manche irgendwohin führen, manche mitten in der Luft abbrechen. Sie baut Räume und richtet sie ein. Zerstört sie, richtet sie wieder ein. Die Skurrilität mancher ihrer Objekte erinnert an Cornell-Räume. Potemkin (oder Mensch wie Haus) (2011) ist Joseph Cornells Untitled (Window Façade) von 1951 nicht unähnlich. Saupper gestaltet Umgebungen für Schauspieler, die nie besetzt werden, perfekte Bühnenbilder für Gesellschaftsdramen, die nie gespielt werden. Dem Wer und Was, dem Wie und Warum ihrer Interaktionen wird sie sich nie stellen. Es reicht aus, das Bühnenbild dafür geliefert zu haben und zu wissen, dass die Schauspieler (in ihrem Fall: die Betrachter ihrer Kunst) aus eigenem Antrieb eintreten werden. Fiktive Architektur ist Judith Sauppers Milieu. Ihre Arbeiten besitzen dieselbe kontemplative Ruhe, auf die in Besprechungen der Projekte des Architekten Peter Zumthor häufig hingewiesen wird, dessen Arbeitsansatz wie seine Designs selbst bei Saupper stark mitschwingen. Diese Atmosphäre der Ruhe steht in krassem Gegensatz zum scheinbaren Durcheinander und der Verwüstung, die sie in vielen ihrer Objekte zeigt. Die Anziehungskraft ihrer Arbeit besteht in der Spannung zwischen Zerstörung und Beschaulichkeit. Der Betrachter fühlt die gewaltigen Kräfte, die am Werk gewesen sein könnten, die Gewalt natürlicher oder menschengemachter Katastrophen, derentwegen die Wände ihrer Objekte zerbröckelt und verfallen sind. Saupper konfrontiert uns auf poetische und doch nüchterne Weise mit den Folgen der Zeit. Wie Edgar Allen Poe anerkennt sie den Triumph des Erobererwurms, allerdings mit einem humorvollen Zwinkern. Nach eigener Aussage dokumentiert sie „die Zeit, die da nagt“.“
Dr. Renee Gadsden, Irgendwo jenseits von Eden, 2013
in voller Textlänge: https://judithsaupper.com/texts/irgendwo-jenseits-von-eden/
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