Anne Isopp, Chefredakteurin Zuschnitt proHOLZ, im Gespräch mit Much Untertrifaller.
Dietrich | Untertrifaller
Bauen im Kontext
Funktionsbauten mit Strahlkraft
Als vor etwa einem Jahr das Sport Center der ETH Zürich eröffnet wurde, fanden sich Tausende auf dem Hönggerberg ein, um ein einzigartiges Bauwerk zu besichtigen: Der flache Baukörper von grün-kristalliner Anmutung enthält eine Dreifachturnhalle mit Tribüne und Garderoben, Tanz- und Gymnastiksäle, Krafträume und einen Wellnessbereich. Eine teils opake, teils transparente Fassade aus grünem Wärmeschutzglas erzeugt den Eindruck eines unregelmäßig angeschliffenen, kristallinen Körpers. Unverwechselbar aus dem Gelände heraus entwickelt, verschmilzt der charakterstarke Bau mit der Landschaft.
Auf ganz andere Weise fasziniert das Festspielhaus Bregenz, das am Ufer der Bodensees liegt. Das leistungsfähige, multifunktionale Veranstaltungs- und Kongresszentrum von überregionaler Bedeutung wird durch zwei markante, stabförmige Gebäudeelemente gegliedert. Drei Hauptabschnitte lassen sich so übersichtlich ausmachen: Seetribüne, Grosser Saal und Studio- bzw. Werkstattbühnen. Der grosszügige Platz vor der Eingangsfassade bringt städtisches Flair in die Seepromenade, die hoch aufragenden Skulptur Gottfried Bechtolds und der Flanierhain mit Öffnung zum See sind kontemplativer Gegenpol zum funktionierenden Gebäudekomplex. Die Generalsanierung und Erweiterung von Dietrich | Untertrifaller ist damit fast nebenbei zu einem Geschenk an die Stadt geworden: Ein zusätzlich attraktiver Treffpunkt für Bürger wie Kulturtouristen ist entstanden.
Aus den beiden Bauaufgaben sind mehr als nur Funktionsbauten hervorgegangen, es handelt sich vielmehr um einfühlsam in den jeweiligen Ort eingepasste Architektur - Baukunst, die unverwechselbaren Raum schafft, Profil gebend, Identität stiftend. Und dies gilt nicht nur für spektakuläre Großprojekte im städtischen Umfeld, sondern auch für Bauten, die das Architektenduo im alpinen Raum verwirklicht.
Zum Respekt für das Umfeld kommt das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt, denn Ökologie und Energieeffizienz gehören zu den selbstverständlichen Parametern der Entwurfsarbeit im Büro Dietrich | Untertrifaller. Die Hauptschule Klaus, ein frühes Beispiel ihres ressourcenschonenden Bauens, wurde 2003 als dreigeschossiger Holzbau mit energietechnisch optimierter Bauhülle errichtet. Im Jahr 2006 erhielt das Team für dieses Projekt, das den Kriterien des Passivhausstandards entspricht, den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit.
Beispiele aus 15 Jahren
Helmut Dietrich und Much Untertrifaller gehören zu den erfolgreichsten Architekten in Vorarlberg. In den vergangenen 15 Jahren haben sie prestigeträchtige Wettbewerbe gewonnen und ein Werk geschaffen, das vom Einfamilienhaus bis zur Wohnanlage, vom Kindergarten bis zur Stadthalle und vom Gewerbebau bis zum Bankgebäude reicht.
Die Werkschau gibt anhand von 14 wichtigen Projekten, die Dietrich | Untertrifaller seit der gemeinsamen Bürogründung 1994 realisiert haben, einen Überblick über Ideenreichtum, Formensprache und Philosophie des Duos. Die Bauten sind eindrucksvoll in Szene gesetzt durch ihren langjährigen fotografischen Begleiter, den Architekturfotografen Bruno Klomfar und mit Modellen und Plänen dokumentiert.
Detaillierte Schnitte der größten Bauten im Maßstab 1:20 sowie Proben der verwendeten Materialien ergänzen den Eindruck. Ein Kapitel zum Thema Einfamilienhaus zeigt einzelne Elemente wie Fassaden, Treppen und Innenräume im Bildvergleich – eine Studie über die unterschiedliche Wirkung von Form und Material im Kontext.
Köbi Gantenbein, Herausgeber und Chefredakteur Hochparterre, im Gespräch mit Helmut Dietrich.