Aristide Antonas | Protocols of Athens

Die Frühjahrsausstellung im vai widmet sich dem Werk des griechischen Architekten und Philosophen Aristide Antonas (*1963, Athen). Im Mittelpunkt stehen seine spekulativen Projekte und Gedankenexperimente, zusammengefasst unter dem Titel »Protocols of Athens«.
Primäres Ziel der Arbeiten Antonas’ ist die Aufwertung prekärer Orte im öffentlichen Raum. Mit dem aus der Terminologie von Videospielen entliehenen Begriff »Protocols« schlägt Antonas eine literarische Lesart von Architektur vor: »Protocols« sind als Skripte, Drehbücher oder Spielregeln zu verstehen, die Aktionen oder Handlungen vorgeben.

Ausgehend von einer sorgfältigen Stadtanalyse sucht er gezielt sensible Orte in seiner Heimatstadt, die zu Schauplätzen seiner Projekte werden. Mit wenigen bereits bestehenden baulichen Elementen aus dem Stadtraum wie Gittern, Containern oder Wassertanks ergänzt er die existierende Kulisse der Stadt und schafft ein neues Rahmenwerk, durch das er eine Art archäologischen Umgang mit der Architektur Athens pflegt. Im Zusammenspiel mit einem sorgfältig ausgewählten Programm entsteht eine auf Partizipation mit der lokalen Bevölkerung basierende Architektur mit Ready-made-Charakter, die exemplarisch neue Wege für den Umgang mit der Stadt im Hinblick auf die seit 2009 andauernde Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise aufzeigt. Spätestens seit deren Eintreten sind Architekt|innen weltweit gezwungen, die Rolle ihrer Profession zu überdenken, eine Neubewertung vorzunehmen und die Architektur um die soziale Dimension zu erweitern.

Die von Evelyn Steiner kuratierte Ausstellung ist eine Produktion des S AM Schweizerisches Architekturmuseum und ein wichtiger Beitrag zur Rezeption zeitgenössischer griechischer Architektur, die trotz ihrer Innovationskraft und reichen Tradition bisher nur wenig internationale Beachtung gefunden hat und kaum wissenschaftlich reflektiert wurde. Zur Eröffnung findet ein Gespräch mit Aristide Antonas und Evelyn Steiner statt.