Aktuelle Debatte: Seestadt Bregenz
• Das Bauprojekt „Seestadt Bregenz“ wird derzeit sowohl öffentlich als auch in Fachkreisen diskutiert. Diese Diskussion wird auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Informationsständen teilweise kontrovers und auch emotional geführt. Das Projekt und seine Reflexion macht eindrucksvoll die gesellschaftliche Relevanz, die Bedeutsamkeit und auch den emotionalen Impact von Architektur und Städtebau erlebbar. Das ist grundsätzlich zu begrüßen und trägt zur Bewusstseinsbildung, dass gelingende Bauprozesse einer hohen Fachlichkeit und großer Verantwortung bedürfen, bei.
• Im Bewusstsein und in der Wertschätzung der komplexen Prozessmaterie rund um Bauprojekte sind wir überzeugt, dass jedes Projekt in seiner Bewertung immer individuell und ganzheitlich betrachtet werden muss - hinsichtlich Bedingungen, Akteuren, Interessen, Ressourcen und Möglichkeiten etc. Statt Meinungen und schneller Antworten begrüßen wir einen verantwortungsvollen Austausch auf Basis von Fachlichkeit, Wertschätzung und Transparenz. Auftraggeber, Auftragnehmer, Beteiligte, Betroffene, Fachöffentlichkeit und Öffentlichkeit haben jeweils unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse. Oftmals braucht es dafür adäquate und auch verschiedene Formate der Information und Kommunikation, die den jeweiligen Anforderungen gerecht werden können.
• Jedes Bauprojekt ist immer auch ein Abwägen von Interessen und es liegt in der Natur der Sache, dass verschiedene Akteure auch unterschiedliche Interessen haben. Interessenskonflikte sind deshalb keine Ausnahmen sondern die Regel. Diese offen und wertschätzend zu verhandeln bringt jedem Projekt großen Nutzen. Kompromisse zwischen verschiedenen Wünschen und Ansprüchen – auch im Hinblick auf gegebene Kontexte oder zur Verfügung stehenden Ressourcen – sind kein Scheitern sondern im Idealfall Konsenslösungen nach sorgfältigen Prozessen der Kommunikation und Qualitätsprüfung.
• Allen Akteuren gemein sollte das Interesse an einem gelingenden Projekt sein. Je vordergründiger dessen öffentliche Relevanz ist, umso hintergründiger sollten persönliche Befindlichkeiten sein. Das erfordert grundsätzlichen Respekt und vorausgesetzte Verständnisbereitschaft.
• Wettbewerbe sind ein gutes Mittel, um Qualität zu fördern. Auch wenn Wettbewerbsergebnisse möglichst verwirklicht werden sollten, kann auch im Prozess Nachjustierung und Veränderung geboten sein. Orientierung an Grundidee, Qualität sowie eine transparente Information können dabei gegebene Verbindlichkeit und damit Zustimmung und Vertrauen wahren.
• Es ist das gute Recht und die Pflicht der Bauherren, auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Projekte achtzugeben. Ohne Return-on-Investment gibt es auch keine Investments. Dabei unterscheiden wir Wirtschaftlichkeit von Profitmaximierung und sehen grundsätzlich in nachhaltig wertvoller Architektur die ganzheitlich beste Rendite.
• Das vai stellt sich nicht auf die Seite der „Einen“ oder der „Anderen“, sondern immer auf die Seite gelingender Baukultur. Dies unterstützen wir ganzjährig mit einem vielfältigen Programm, das Reflexion und Bewusstseinsbildung für unterschiedlichste Zielgruppen anstrebt, Raum für Information und Kritik bietet, sowie in der Eröffnung von Raum und Moderation für Austausch, Vernetzung, Beteiligung und Reflexion. In diesem Sinne leisten wir auch gerne Beiträge zur aktuellen Diskussion rund um die „Seestadt Bregenz“.
• Das Projekt „Seestadt Bregenz“ war als Subthema bei Veranstaltungen im vai, aber auch als Diskussionsthema unter den Mitgliedern, wiederholt Gegenstand der Auseinandersetzung - so wie viele große Bauvorhaben, städtebauliche und raumplanerische Vorhaben in Vorarlberg. Die Größe eines Projektes ist dabei nicht unser dringlichstes Kriterium. Der Maßstab ist entscheidend. So kann ein kleineres Projekt für eine kleinere Gemeinde den gleichen „Zündstoff“ beinhalten.
• Die aktuell formulierte Kritik am Projekt „Seestadt Bregenz“, ist eine Kritik, die bereits von verschiedenen Personen und Gruppen in den vergangenen Jahren mehrfach artikuliert worden ist. Sie ist daher sowohl den Projektbetreibern, als auch den planenden Architekt|innen, die im Auftrag des Projektbetreibers handeln, und der Stadt Bregenz bekannt. Im Fall der aktuellen Diskussion haben wir in vielen persönlichen Gesprächen mit den Akteur/innen versucht, Beiträge zur Vermittlung beizusteuern (z.B. das Angebot moderierter Treffen). Diese wurden noch nicht angenommen, bleiben aber bestehen.
• Kritik ist ein wichtiges Mittel, um Dinge auf den Punkt zu bringen und Entwicklungen anzuregen. Wir wünschen uns im Sinne gelingender Baukultur eine Kritik, die auf Sachargumenten aufbaut und die grundsätzliche Bereitschaft, Kritik auch anzunehmen und mit Gegenargumenten in einen wertschätzenden Diskurs einzutreten.
• Wir wünschen uns im Sinne des wertschätzenden Diskurses, die Bereitschaft der Medien, Diskurs zu fördern, indem Information kritisch reflektiert und geprüft wird.
vai Vorarlberger Architektur Institut
Mission Statement
Das vai Vorarlberger Architektur Institut ist Schnittstelle im Feld der Baukultur. Wir vernetzen Architekt|innen, Planer|innen und Bauherr|innen mit Akteur|innen aus Handwerk, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik und thematisieren Architekturqualität durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen.
Für Professionist|innen sind wir eine Plattform zur Vernetzung und Weiterbildung. Für Bauherr|innen und kulturell Interessierte sind wir Impulsgeber|innen. Für Kinder und Jugendliche ermöglichen wir spielerische Erstkontakte zu den Themen Architektur und Lebensraumgestaltung.
Unser Auftrag ist es, den persönlichen und gesellschaftlichen Wert und Mehrwert von guter Architektur zu vertreten und vermitteln. Wir reflektieren Architektur als Spiegelbild gesamtgesellschaftlicher und kultureller Prozesse und denken daher soziale, politische, ökonomische, ökologische, technologische und ästhetische Einflüsse und Wirkungen mit.
Unser Ziel ist die Stärkung der Baukultur in Vorarlberg. Entwicklung braucht Bildung. Wir fördern daher die Auseinandersetzung mit Inhalten, Ausdrucksformen und Wirkungen von Architektur und wollen damit zu einem höheren Qualitätsbewusstsein für Architektur beitragen.
Website der Initiative "See und Stadt und Bregenz"
Website der Prisma Holding