Kunst in der Lesezone Andreas Fogarasi | 2028 25. November 2022 bis 1. April 2023 Das Vorarlberger Architektur Institut zeigt bis April 2023 ausgewählte Arbeiten von Andreas Fogarasi. Sie sind Beispiele des aktuellen Bauens und Umbauens, in denen das Material seine eigene Geschichte erzählt. Künstlergespräch Freitag, 25. November 2022 | 17 Uhr Ein Gespräch mit Andreas Fogarasi und Verena Konrad zu aktuellen Arbeiten des Künstlers. Andreas Fogarasis künstlerische Arbeit richtet den Blick auf die Berührungspunkte zwischen visueller Kultur – bildender Kunst, Design, Architektur – und sozialer Realität. Wie »sieht« Gesellschaft, Politik oder Geschichte »aus«? Wo und woran lassen sich die Grundbedingungen unseres Zusammenlebens in unserer durchgestalteten Alltagsumgebung unmittelbar erkennen? Die Stadt mit ihren vielfältigen Oberflächen stellt dabei einen zentralen Beobachtungsgegenstand dar. An ihr und vor allem ihrem Wandel untersucht Fogarasi das sichtbare Hervordringen und Erscheinen politischer, ökonomischer, kultureller und sozio-logischer Tiefenstrukturen. In seinen Installationen, Skulpturen, Videos, Fotografien und Collagen beschäftigt sich Andreas Fogarasi mit dem Akt des Zeigens und der Repräsentation. Er analysiert, wie Orte, Städte, politische Ideen oder historische Ereignisse zu Bildern werden und welche Rolle Kultur in Gestalt von Kunst, Architektur und Design in diesem Prozess spielt. Dabei sind seine Arbeiten formal stark an die Minimal Art und Konzeptkunst angelehnt. Seine Werke sind dokumentarisch und skulptural zugleich. Die Werkserie »Nine Buildings, Stripped« verweist auf urbane Transformationsprozesse und ihre Manifestationen in sichtbaren Oberflächen. »Materialpakete« setzen sich aus demontierten Gebäudeteilen zusammen bzw. aus einer Kombination demontierter Gebäudeteile und nachfolgend dort eingesetzten Materialien. Sie sind Beispiele des aktuellen Bauens und Umbauens, das in der Präsentation kurze Zeit stillsteht. Das Material erzählt seine eigene Geschichte. »Nine Buildings, Stripped (InterContinental Praha)« ist Teil dieser Serie, die den Gedanken der Transformation materialisiert. Das mit einem Stahlband umschnürte Materialpaket aus alten und neuen Keramik-Fassadenfliesen entstammt dem Umbau bzw. der Rekonstruktion des Hotels InterContinental in Prag. Im Vorarlberger Architektur Institut zeigt Andreas Fogarasi zudem die 2022 entstandene Arbeit »Donaukanalblick«, ein Materialpaket bestehend aus Teilen eines 2019 abgerissenen Bürogebäudes des Architekten Josef Becvar aus den 1970ern. Andreas Fogarasi kombiniert eine Fassadentafel, eine Terrazzofliese und ein Stück des grünen Linoleumbodens mit Elementen des an selber Stelle neu errichteten Luxus-Apartmenthauses. »Villa Hanni« überträgt diese Idee ins Kleinformat. Teile einer Jugendstil-Fassade aus glasierten Fliesen schnürt er zusammen mit der dort heute wirkenden Putzfassade. Die geometrische Komposition aus Alt und Neu erzeugt in der Wandhängung die Anmutung eines Reliefs. Auch Karten bzw. Kartographie spielen in seiner Arbeit eine wichtige Rolle. Die zeichenhafte Darstellung von ortsprägenden und identitätsstiftenden Architekturen wird zum Thema einer semiotischen Analyse. Die Collagen »New York Sights (Architecture − 1957)« und »New York Sights (Architecture − 1977)« bringen Architektur- und Stadtgeschichte zusammen und machen das Thema der Repräsentation von Architektur auf dem Medium der Stadtkarte zum Thema. Dabei tritt die Darstellung der Stadt in den Hintergrund. Die Zeichen bleiben. »A Stroll around Prague’s Cubist Architecture« radikalisiert diese Idee der Stadtschau indem nicht mehr die zeichenhaften Ikonen dieser Gebäude in Form von zeichnerischen Kleinstminiaturen zu sehen sind, sondern nur noch deren Beschriftung mit Nummern. Andreas Fogarasi wurde 1977 in Wien geboren. Er studierte an der Universität für angewandte Kunst Wien und an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Von 1997 bis 1999 war er Mitglied der »Freien Klasse«, die sich mit Kunstproduktion und Kunstrezeption auseinandersetzte und ästhetische und politische Formen erforschte. Es folgte ein Aufenthalt in Paris mit Studien an der École nationale supérieure des Beaux-arts und einem postgradualen Arbeitsstipendium am Palais de Tokyo ebendort. 2007 wurde Andreas Fogarasi für seinen Beitrag im ungarischen Länderpavillon auf der 52. Biennale di Venezia mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. In seiner Videoinstallation »Kultur und Freizeit«, die für diesen Anlass entstanden ist, zeigte der Künstler sechs Kultur-zentren in Budapest, die teilweise ab den 1950er Jahren unter der kommunistischen Regierung in Ungarn gegründet wurden, teilweise aber schon zuvor als Arbeiterbildungseinrichtungen entstanden sind. Deren ursprüngliche Funktion, die staatlich gelenkte Bildung und kulturelle Unterhaltung von Arbeiter|innen, wurde mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in ihrer ursprünglichen Form obsolet. Fogarasi porträtierte in Venedig das Schicksal dieser Gebäude bis in die Gegenwart und spürte gleichzeitig dem Potential dieser Räume für die Zukunft nach. Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen u.a. im Museo Tamayo, Mexiko-Stadt; Ludwig Museum, Budapest; New Museum, New York; Kunsthaus Bregenz; Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf; Muzej suvremene umjetnosti, Zagreb; CAC, Vilnius; Frankfurter Kunstverein; und Palais de Tokyo, Paris. Einzelausstellungen (u. a.): Georg Kargl Fine Arts, Wien (2022, mit Mariana Castillo Deball); Kunsthalle Wien (2020); Kunstforum Montafon, Schruns (2018, mit Martina Steckholzer); Proyectos Monclova, Mexiko-Stadt (2016); MAK Center, Los Angeles (mit Oscar Tuazon); Galeria Vermelho, São Paulo; Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig; Haus Konstruktiv, Zürich (2014); Prefix ICA, Toronto (2012); Museo Reina Sofía, Madrid (2011); Ludwig Forum, Aachen (2010); Lombard-Freid Projects, New York (2008) und im ungarischen Pavillon auf der 52. Biennale von Venedig (2007). Allgemeine Information Öffnungszeiten Büro Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr Öffnungszeiten Ausstellung Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr Donnerstag bis 20 Uhr Samstag 11 bis 15 Uhr an Feiertagen geschlossen Die Bibliothek ist im Ausstellungsbetrieb zu Büro- und Ausstellungsöffnungszeiten zugängig. Newsletter Alle 14 Tage informieren wir in einem Newsletter über aktuelle Projekte und Termine zum Architekturgeschehen in Vorarlberg. www.v-a-i.at Social Media Das vai betreibt einen Facebook- und einen Instagram-Account: facebook.com/VorarlbergerArchitekturInstitut instagram.com/vai_architektur_institut Rückfragen Presse Lisa Ugrinovich | lu@v-a-i.at