Presseinformation zur Ausstellung »Das Kranke(n)haus« Das Kranke(n)haus | Wie Architektur heilen hilft. Ausstellung 23. Mai bis 7. September 2024 Der Krankenhausbau hat als architektonischer Typus eine lange und komplexe Entwicklungsgeschichte, die stark mit den rasanten medizinischen Fortschritten zusammenhängt. Im 20. Jahrhundert wurde der Bau von Kliniken immer stärker von den Faktoren Effizienz, Ökonomie, Flexibilität und Rationalisierung geprägt. Krankenhäuser sind damit zu hoch technisierten Maschinen mutiert. Wesentliche Bedürfnisse und Empfindungen von Kranken und Pflegenden sind dabei zunehmend in den Hintergrund getreten; die psycho-sozialen Konsequenzen dieser Entwicklung wiegen schwer. Die aus Nordamerika stammenden und auch in Europa erfolgreich adaptierten Ansätze einer »Healing Architecture« haben jedoch in den letzten Jahren den Anstoß gegeben, den Krankenhausbau zu reformieren und den Menschen wieder in den Fokus von Entwurf und Planung zu rücken. Aber obwohl bereits einige erfolgreiche Beispiele »heilender Architektur« umgesetzt wurden, fehlt es noch immer an Entschiedenheit, die deutlichen Ergebnisse einer gesundheitswirksamen Architektur (Evidence Based Design) in der Breite anzuwenden und neue Anforderungen für den Krankenhausbau zu formulieren. Hierzu ist ein grundsätzliches Umdenken über die Rolle der Architektur im Gesundheitswesen und über die Aufgaben und Möglichkeiten des Klinikbaus notwendig. Die Ausstellung »Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft« will Anstoß und Anregung für dieses Umdenken sein. In zwei räumlichen Abschnitten nähern wir uns der Frage, wie Architektur dabei hilft zu heilen. Den Auftakt bilden beispielgebende Bauten aus dem Bereich der Therapie- und Nachsorgeeinrichtungen. Aus Sicht von Planer|innen sind diese Häuser weniger stark reglementiert, technisiert und komplex als Krankenhausbauten. Dies eröffnet zeitliche und strukturelle Möglichkeiten zur vertieften Auseinandersetzung mit den Krankheitsbildern und Bedürfnissen der verschiedenen Nutzer|innen. Diese Einrichtungen stellen deshalb seit Langem erfolgreiche Experimentierfelder heilender Architektur dar. In Verbindung mit großen, atmosphärischen Innenaufnahmen zeigen wir unter anderem das REHAB in Basel von Herzog & de Meuron (2002) und die Maggie’s Cancer Caring Centres von Zaha Hadid (2006), OMA (2011) und Foster + Partners (2015). Im Zentrum der Betrachtung stehen die evidenzbasierte Gestaltung (Evidence Based Design) von Krankenhäusern sowie sieben Faktoren der Krankenhausarchitektur, sogenannte Umgebungsvariablen, die beeinflussen, ob schwer und chronisch Kranke im Krankenhaus schädigenden Stress erleben. Diese sieben Wirkfaktoren sollen helfen Stress abzubauen oder zu vermeiden. Gemma Koppen und Tanja C. Vollmer definierten die »heilenden Sieben« 2022 als Ergebnis ihrer über mehr als ein Jahrzehnt geführten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Einfluss der Krankenhausumgebung auf die Stresswahrnehmung schwer und chronisch kranker Menschen. In der Ausstellung übernehmen die heilenden Sieben – Orientierung, Geruchskulisse, Geräuschkulisse, Privatheit und Rückzugsraum, Power Points, Aussicht und Weitsicht und Menschliches Maß – eine prüfende, ordnende und reflektorische Rolle. Im ausstellungsvorbereitenden Lehrforschungsprojekt an der Technischen Universität München wurden Masterstudierende angeleitet, herausragende nationale und internationale Krankenhausprojekte anhand der Sieben zu analysieren. Ziel war es, zu prüfen, inwiefern sich der Anspruch der Entwürfe, heilende Architekturzu sein, belegen lässt. Elf beispielgebende Projekte zeigt die Ausstellung in Dornbirn und ordnet sie thematisch jeweils der Variable zu, die dem Analyseergebnis entspricht. Narrative Isometrien (Wimmelbilder) machen die Ergebnisse einsichtig und ermöglichen, die Entwurfsentscheidungen der einzelnen Büros zu reflektieren. Zu den gezeigten Projekten gehören unter anderen das Kreiskrankenhaus Agatharied (Nickl und Partner Architekten, 1998), das Friendship Hospital Satkhira (Kashef Chowdhury/URBANA, 2018), das Prinzessin Máxima Zentrum für pädiatrische Onkologie in Utrecht (LIAG architekten + baumanagement, 2018) das Bürgerspital Solothurn (Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, 2021) und Kinder- und Jugendklinik Freiburg (ARGE Health Team Vienna (Albert Wimmer ZT GmbH & Architects Collective ZT GmbH), 2023). Zitate: Tanja C. Vollmer, Andres Lepik, Lisa Luksch: »Viele Kliniken in Deutschland wie in Österreich entsprechen nicht mehr den heutigen Standards, müssen renoviert oder abgerissen werden. Wir sind überzeugt, dass gerade diese aktuellen Entwicklungen die einmalige Chance bieten, über innovative Modelle im Gesundheitsbau nachzudenken und die Architektur wieder befähigen, sich daran aktiv und gestalterisch zu beteiligen. Nach dem großen Erfolg in München freuen wir uns nun, den Diskurs in Dornbirn gemeinsam mit dem vai fortsetzen zu dürfen!« Landesrätin Martina Rüscher: »Die Architektur und Gestaltung von Krankenhausräumlichkeiten spielt eine entscheidende Rolle, wir haben das Glück, dass die Vorarlberger Krankenanstalten großteils bereits erneuert sind oder sich derzeit im Um- oder Neubau befinden. Durch ansprechende Architektur und eine durchdachte Raumaufteilung mit Fokus auf Licht und Raum wird nicht nur das Wohlbefinden der Patient:innen und ihrer Angehörigen maßgeblich unterstützt , sondern auch der Arbeitsplatz für Mitarbeitende attraktiver. Diesen Weg werden wir in Vorarlberg jedenfalls weiter verfolgen. Die aktuelle Ausstellung inspiriert und liefert dafür weitere wertvolle fachliche Grundlagen - Dank gebührt insbesondere dem Vorarlberger Architekturinstitut unter der Leitung von Verena Konrad!« Gerald Fleisch, Geschäftsführer Vbg. Landeskrankenhäuser: »Vorarlberg hat sich als Land mit einer reichen Architekturtradition etabliert. Das spiegelt sich auch in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Landeskrankenhäuser wider. Krankenhäuser – besser Gesundheitshäuser – müssen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Patientinnen und Patient und Besucherinnen und Besucher eine Atmosphäre schaffen, die Geborgenheit und Professionalität ausstrahlen. Das ist Teil unseres Auftrages. Wir freuen uns, mit dem renommierten Vorarlberger Architektur Institut gemeinsam auf der Höhe der Zeit Impulse in der Krankenhausarchitektur setzen zu dürfen.« Kurator|innen: Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch Kuratorische und wissenschaftliche Mitarbeit: Zeynep Ece Sahin, Friedrich Mönninger Ausstellungsarchitektur: IMS Studio und Friederike Daumiller Grafikdesign: strobo B M Adaptierung für das vai: Clemens Quirin Die Ausstellung wurde großzügig unterstützt von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne und ihren Partnern der Allianz und der DJE Kapital AG, der Wüstenrot Stiftung, dem Freundeskreis Architekturmuseum TUM, der Hans und Christine Nickl Stiftung, der GaPAO Gesellschaft für angewandte Psychologie in Architektur und Onkologie und KEIMFARBE. Die Ausstellung im vai wurde zusätzlich unterstützt durch die Betriebsgesellschaft der Vorarlberger Landeskrankenhäuser und das Land Vorarlberg. Katalog: Zur Ausstellung ist ein Katalog auf deutscher und englischer Sprache erschienen: Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch (Hrsg.), mit Beiträgen von Ercan Altinsoy, David Freis, Michal Gath-Morad, Linus Hofrichter, Julia Kirch, Joy Knoblauch, Gemma Koppen, Lukas Kunz, Torsten Lange, Andres Lepik, Paul Lillrank, Helene M. Loos, Lisa Luksch, Reinhold Messner, Jonas Niemann, Beate Rössler, Lars Steffensen, Roger S. Ulrich, Tanja C. Vollmer und Marc Wittmann (272 Seiten, 80 Fotos, 40 Grafiken; ISBN 978-3-9819240-8-4; ISBN 978-3-9819240-9-1 (EN)). Das Buch ist erhältlich im vai und in der Buchhandlung Brunner, Dornbirn. Termine: Ausstellungseröffnung Mittwoch, 22. Mai 2024 | 19 Uhr Zur Eröffnung sprechen: Verena Konrad (Direktorin vai) Martina Rüscher (Landesrätin, Land Vorarlberg) Gerald Fleisch (Geschäftsführer Vbg Krankenhaus-Betriebsgesellschaft) Andres Lepik (Direktor Architekturmuseum der TU München, Co-Kurator der Ausstellung) Tanja C. Vollmer (Direktorin Kopvol architecture & psychology, Co-Kuratorin der Ausstellung) Lisa Luksch (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU München, Co-Kuratorin der Ausstellung) Rahmenprogramm Zur Ausstellung bieten wir ein vielfältiges Rahmen- programm (Vorträge, Exkursionen) an. Aktuelle Informationen unter https://v-a-i.at/ausstellungen/das-kranke-n-haus Ausstellungsgespräche Donnerstag, 13. Juni 2024, 18 Uhr Samstag, 20, Juli, 11 Uhr Donnerstag, 29. August, 18 Uhr Samstag, 7. September, 11 Uhr weitere Information www.v-a-i.at und im vai-Newsletter Facebook: /vai Vorarlberger Architektur Institut Instagram: /vai_architektur_institut LinkedIn: /company/vorarlberger-architektur-institut Newsletter Alle 14 Tage informieren wir in einem Newsletter über aktuelle Projekte und Termine zum Architekturgeschehen in Vorarlberg. Öffnungszeiten Ausstellung Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr Donnerstag bis 20 Uhr Samstag 11 bis 15 Uhr an Feiertagen geschlossen Öffnungszeiten Büro Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr Rückfragen Presse Lisa Ugrinovich | lu@v-a-i.at